
Doppelbildnis eines Ehepaars
Konrad Bitzer (?), Konstanz 1441/42 | Lindenholztafel H. 14,8 cm, B. 14,8 cm | Schwäbisch Hall, Sammlung Würth, Inv. Nr. 6468
Die quadratische Tafel aus Lindenholz zeigt eines der frühesten Doppelporträts der altdeutschen Tafelmalerei. Sie wird einem Meister vom Bodensee möglicherweise aus Konstanz zugeschrieben. Das dargestellte Paar und seine Familienzugehörigkeit lassen sich über die angegebenen Wappenschilde erschließen: Links auf weißem Grund die aufrecht stehende schwarze Hirschstange der Schenken von Schenkenstein und rechts auf rotem Grund die weiße Fahne (Gonfanon) der Grafen von Werdenberg, die sich vom Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen ableitet.
Die Dargestellten können identifiziert werden als Agnes Gräfin von Werdenberg-Trochtelfingen und Wilhelm IV. Schenk von Schenkenstein. Gräfin Agnes war in erster Ehe mit Graf Ludwig XII. von Oettingen verehelicht, der im Jahr 1440 verstorben ist. Die Entstehung des Doppelporträts dürfte kurz nach der Wiederverheiratung der Gräfin entstanden sein. Das Paar zeigt seine Verbundenheit durch eine Korallenkette mit Astanhänger, einem seit der Antike beliebten Amulett zur Festigung der Gattenliebe. Bernd Konrad schreibt das Bildnis dem Konstanzer Maler Konrad Bitzer zu.
Das Bildnis wird in diesen Tagen erstmals wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, und zwar ab dem 21. November in der so genannten Johanniterhalle in Schwäbisch Hall, einem profanierten Kirchenbau aus dem 14. Jahrhundert. Nach einer Generalsanierung des Bauwerks werden hier künftig die von Reinhold Würth erworbenen Bestände der ehemaligen Fürstenbergsammlung zu sehen sein. Die Sammlung mit mehr als 70 Gemälden altdeutscher und früher Schweizer Maler des 15. und 16. Jahrhunderts ist 2003 unter Aufsehen erregenden Umständen auf dem Kunstmarkt angeboten worden und konnte nur durch den beherzten Zugriff des Künzelsauer Unternehmers im Land gehalten werden.
Literatur Claus Grimm und Bernd Konrad (Hgg.): Die Fürstenbergsammlung Donaueschingen. Altdeutsche und schweizerische Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts. Prestel-Verlag München 1990. – Zur Zuschreibung: Bernd Konrad: Die Malerei in Überlingen von 1400-1600, in: 1100 Jahre Kunst und Architektur in Überlingen, Petersberg 2005, Seite 84ff.